Kanazawa liegt im Westen von Japan, ungefähr auf der Höhe von Tokio und drei Bahnstunden nördlich von Kyoto. Wir fuhren durch weite Reisfelder und bewaldete Berge, der Meeresküste entlang, durch kleine Städte und Dörfer. Die Bauernhäuser hatten blaue Dächer.
Kanazawa besteht aus einem alten Teil mit traditionellen dunklen Holzhäusern und einem neuen aus Beton, Glas und Stahl, der das alte Viertel wie ein riesiger Ring umschließt.
Es ist der Geburtsort des japanischen Gelehrten Daisetz Teitaro Suzuki. Die Popularität des Zens im Westen geht im Wesentlichen auf ihn zurück. Weiterlesen
Kenneth White
Der Wind der Straße
Als ich für ein paar Monate nach Berlin fuhr, hatte ich zwei Bücher des schottischen Reisenden und Schriftstellers Kenneth White im Gepäck. Im Zug las ich Der blaue Weg. Eine Reise nach Labrador. „Vielleicht ist die Idee die, soweit wie möglich zu gehen bis ans Ende deiner Selbst – bis zu einem Territorium, wo die Zeit Raum wird, wo die Dinge in ihrer ganzen Nacktheit erscheinen und der Wind weht, anonym.“ Das waren neue, für mein Ohr ungewohnte Töne. Ich hatte plötzlich den Wunsch, weiterzureisen. Dieser ungeheuer weite Raum von Labrador, sein Atem, weckte in mir den Wunsch, weiter zu gehen, immer weiter. Ich fuhr dann doch nach Berlin. Weiterlesen
Pariser Buchhandlungen
Wir wohnten oben im Belleville, am Rand des Chinesen-Viertels, an der Sambre-et-Meuse. Ein kleines Studio im vierten Stock, dunkles, braungestrichenes Treppenhaus, doppeltes Schloss. Wer in Paris einen großen Raum bewohnen will, braucht entweder viel Geld oder die Fähigkeiten eines Hochstaplers.
Wir verließen das Haus kurz nach zehn Uhr. Ein kühler Morgen. Die Sonne blass. Wir gingen den von Chinesen und Schwarzen bevölkerten Boulevard de Belleville hinunter zur Metrostation. Vorbei an den chinesischen Restaurants, dem chinesischen Supermarkt, den chinesischen Läden und den Süffeln, die auf dem breiten Mittelstreifen des Boulevards herumhingen. Die Luft schien voll unsichtbarer Zeichen zu sein. Weiterlesen
Dichter, Landwirt, Dandy
Am Fuss der Alpes Côte d‘Azur wurden die Pinienwälder vom bunten Laub der Kastanien, Eichen und Weinfelder abgelöst. Auf den Hochebenen stand das matte Grün der riesigen Lavendelfelder. Die Landschaft der Provence mit ihren Weiten, muldenartigen Tälern und weissen Kreidefelsen hat ganz eigene Qualitäten.
Wir kamen ins breite Tal der Durance. Ein schönes Tal, eigentlich. Doch an vielen Orten zugemüllt: Autobahnen, Strassen, Supermärkte, Tankstellen, Bürohäuser, Lagerhallen, Wohnblöcke, Parkplätze. Die ganze hässliche Lieblosigkeit, die man Fortschritt nennt. Das ästhetische Empfinden heruntergekommen. Dem Preis geopfert. Hauptsache billig, Hauptsache schnell hin gehudelt. Geprägt von Kostenbewusstsein, ökonomischer Effizienz, Wachstum – dem ganzen Geschwätz von jenen ab den Eliteschulen. Ihre Vorstellung von Schönheit reicht nicht weiter als bis zum Krawattenknopf. Auf der anderen Seite des Tales konnten wir Manosque sehen, das kleine Städtchen am Südfuss der Haute-Provence. Weiterlesen
Die Küste entlang
„Wieder habe ich diese klare, lebhafte Empfindung von der Küste. Ein erster Ort. Die nackte Schönheit von allem.“
Kenneth White
Der schottische Schriftsteller und Reisende Kenneth White lebt seit vielen Jahren an der Côtes-du-Nord der Bretagne, also ungefähr in der Mitte zwischen den Hebriden und Portugal. Er ist ein kosmopoetischer Nomade, ein solitärer Wanderer, der eine Wind- und Wellen-Philosophie praktiziert. Was zählt, ist der Raum, der Weg, die Bewegung.
„Nennen sie mich Ismael, einen intellektuellen Nomaden.“ Weiterlesen
Unter dem Berg des Donnergottes
Wir fahren die kurvige Straße hinab. Der Beaume entlang. Das Flussbett ist voller Steine und Felsbrocken. Kastanienwälder die Berghänge hinauf. Auf kleinen Wiesen stehen einsame Häuser aus Granit. Nach so einem Haus suchen wir.
– Hier muss es sein, sagt A. Sie stoppt den Wagen. Wir steigen aus und gehen den Weg zum Steg hinunter, der über den Fluss führt.
Dass wir das Tal wieder ein Stück hinab gefahren sind, durch das wir gestern hochgekommen waren, irritiert mich. Ich habe mir vorgestellt, Gourgounel liege nach Valgorge, rechts vom Fluss und der Tanargue im Süden. Tatsächlich ist es genau umgekehrt. Eine Gegend, die man von der Lektüre her kennt, besucht man nicht ohne Folgen. Sie berichtigt rücksichtslos die Bilder, die man sich von ihr beim Lesen gemacht hat. Geographische Kenntnisse helfen ein Buch besser zu verstehen, sie vertiefen die Lektüre, passt man nicht auf, werden die Bilder zerstört, die man sich beim Lesen gemacht hat. Weiterlesen