Jet Set Nomade

Als Bruce Chatwin berühmt wurde, fragte man Elizabeth, seine Frau, nach seinen typischsten häuslichen Verhaltensmustern. Sie antwortete, die ständige Abwesenheit sei wohl das Typischste an ihm.
Er galt als der reisende Schriftsteller schlechthin. Er muss ein begnadeter Erzähler gewesen sein, der über ein enzyklopädisches Wissen verfügte, frei erfinden und improvisieren und bis zum Umfallen reden konnte.
Dieser ruhelose, gut aussehende, eitle, energiegeladene, wortgewandte und ewig jung gebliebene Bursche schien durch die Welt zu schwirren; ohne feste Bindung, ohne Wurzeln, fasziniert von allem Fremdartigen, ein Irrlicht, das sich bald da, bald dort zeigte. Weiterlesen

Nächtliche Wanderung

„Ich bin ein Fußgänger, und weiter nichts“, schreibt Arthur Rimbaud in einem seiner Briefe.
Ich habe mich schon oft gefragt, ob dieser Satz nicht bestens zu Robert Walser passen würde, war er nicht ein Fußgänger ohnegleichen, einer, der sich aufs Wandern kapriziert hatte und in seinen Büchern oft auf Spaziergänge, Fußmärsche, auf das Gehen überhaupt zu sprechen kommt. Im Stück Der Ausflug wird das Gehen als „Königslust“ bezeichnet, in Poetenleben ist es „eine helle, lichtblaue Freude“ und an anderer Stelle schreibt er: „Ich wanderte und wandere“. Carl Seelig gegenüber, seinem späteren Vormund und Förderer seiner Werke, bekennt der fast Sechzigjährige, dass er immer eine Bewunderung für die Schönheit der Landstraßen gehabt habe. Er war einer, der sich unterwegs einiges dachte und zurechtlegte, das später, wenn er wieder in seinem spärlich möblierten Zimmer saß, Eingang fand in sein dichterisches Schaffen. Weiterlesen