Bücherdiebstahl

Das Büro des Verlagsleiters lag im zweiten Stock eines bürgerlichen Hauses im Enge-Quartier von Zürich. Herr Classen, ein älterer Herr in Anzug und mit Fliege, war von kultivierter Vornehmheit, ein Schlag Buchhändler, der mittlerweile ausgestorben ist. Sein Sohn, der die Verlagsauslieferung leitete, in der ich für ein paar Wochen arbeitete, war das exakte Gegenteil von ihm. Sein Äußeres schien ihn wenig zu kümmern: Jeans, zerknittertes Hemd, aber exquisit-elegante Schuhe. Seine Interessen galten Comics, Phantasy und Esoterik, damit ging er auf Handelsreisen.
Ich weiß nicht mehr, warum ich eines Tages zum alten Classen hinauf ins Büro musste. Meine Augen streiften über die hohen Buchregale, die es da gab, wie über eine unerhörte Gebirgslandschaft. Die Nervenwaage las ich auf einem Buchrücken. Es war wie ein Elektroschock. Nach diesem Buch suchte ich schon eine ganze Weile. Weiterlesen