Lebensverströmer

Eines Nachmittags saß ich im Sihlfeldfriedhof auf einer Bank und las etwas von Friedrich Glauser, diesem liebenswürdigen Schlawiner, der,  kaum zwanzigjährig, in Zürich in die Dada-Szene und an die Drogen geriet. Die Kurve in ein bürgerliches Dasein hat er nie geschafft. Er bewegte sich auf brüchigem Eis durchs Leben: Vormundschaft, Einsitzen in Gefängnissen und Irrenanstalten wegen Drogenkonsum, Rezeptfälschungen, Diebstahl und Einbrüchen, Fremdenlegion, billige Jobs als Küchengehilfe, Gruben- und Gartenarbeiter. Glauser war ein Verschwender und Lebensverströmer, der einen luftigen, federleichten, dem Ernst des Lebens abträglichen Erzählstil pflegte und dabei einen scharfen Blick auf die sozialen und wirtschaftlichen Zustände von damals hatte. Sanfte Ironie, schalkhafter Witz und spitzbubenhafte Komik verbinden sich mit einer unglaublich poetischen Präzision. Seine Anmut und befreiende Leichtigkeit erinnert an die Beatles. Weiterlesen