Der Dandy aus der Unterwelt

Kurz bevor wir in den Tibet reisten, geriet ich an ein Buch, das wie ein Faustschlag in die Magengrube war. Eine geballte Ladung an Provokation, Anstößigem und Unverschämtheit und zugleich eine Mischung aus Schönheit und Scharfsinn, voll von boshaften Aphorismen: Dandy in der Unterwelt. Eine unautorisierte Autobiographie. Die desaströse Lebensgeschichte des Sebastian Horsley, von ihm selbst erzählt. Weiterlesen

Dichter, Landwirt, Dandy

Am Fuss der Alpes Côte d‘Azur wurden die Pinienwälder vom bunten Laub der Kastanien, Eichen und Weinfelder abgelöst. Auf den Hochebenen stand das matte Grün der riesigen Lavendelfelder. Die Landschaft der Provence mit ihren Weiten, muldenartigen Tälern und weissen Kreidefelsen hat ganz eigene Qualitäten.
Wir kamen ins breite Tal der Durance. Ein schönes Tal, eigentlich. Doch an vielen Orten zugemüllt: Autobahnen, Strassen, Supermärkte, Tankstellen, Bürohäuser, Lagerhallen, Wohnblöcke, Parkplätze. Die ganze hässliche Lieblosigkeit, die man Fortschritt nennt. Das ästhetische Empfinden heruntergekommen. Dem Preis geopfert. Hauptsache billig, Hauptsache schnell hin gehudelt. Geprägt von Kostenbewusstsein, ökonomischer Effizienz, Wachstum – dem ganzen Geschwätz von jenen ab den Eliteschulen. Ihre Vorstellung von Schönheit reicht nicht weiter als bis zum Krawattenknopf. Auf der anderen Seite des Tales konnten wir Manosque sehen, das kleine Städtchen am Südfuss der Haute-Provence. Weiterlesen

Neue Schuhe

Neue Schuhe
Vor Bashôs Hütte in Tokyo

Heute habe ich mir ein Paar neue Schuhe gekauft und sie mitten ins Wohnzimmer gestellt. Halbhohe Stiefeletten zum Schnüren, aus weichem braunem Leder, das wie zerknittert aussieht, glänzende Spitzen, rahmengenäht. Wunderbare Schuhe. Ganz nach meinem Geschmack. Die Schuhe, so mitten im Wohnzimmer, haben wie ein Gedicht ausgesehen, ein Gedicht von Gottfried Benn oder Rainer Maria Rilke. Wobei Rilke Knöpfstiefel getragen haben muss, worum ich ihn beneide. Auf dem Heimweg war mir klar geworden, dass es auch anders ginge. Weiterlesen

Bücherdandy

Mit fünfzehn verließ ich die Schule. Acht Jahre habe ich es da ausgehalten. Ich war ein Halbstarker und mochte die Beatles. Ich mochte ihre laute, freche Musik, den unbekümmerten Leichtsinn mit dem sie die Dinge anpackten, ihre Frisuren, die Kleider. Sie standen für einen neuen Lebensstil. John Lennon und der Sioux-Indianer Crazy Horse waren meine Idole.
Der eine, weil er der ganzen Welt seinen nackten Hintern gezeigt hat und der andere, weil er sich geweigert hat, das freie Umherstreifen auf den Plains zugunsten eines sesshaften Daseins in der Welt der Weissen aufzugeben. Weiterlesen