Im Bus fuhr ich durch das Rebhügel- und Kuhweidenuniversum des Périgord. Ein strahlender Morgen, der einen heißen Tag versprach. Leuchtende Wiesen. Das Laub des Weins. Mitten im Grün die alten, grauen Dörfer.
Ich ging einer hohen Mauer entlang. Schattige Bäume. Blumenrabatten. Lärmende Schulkinder auf dem Rasen. Ich trat durch das Tor und da war das Schloss, wuchtig, herrschaftlich, mit vielen Türmen, deren kegelförmige Dächer in der Junisonne dunkel glänzten. Seltsam. Im Prospekt, den ich im Touristenbüro in Bergerac erhalten hatte, war ein eleganter, leichter Renaissancebau abgebildet. Ich faltete den Prospekt nochmals auf und sah, dass es sich um das „Château de Matecoulon à Montepeyroux“ handelte, das meiner Meinung nach besser zu Michel de Montaigne gepasst hätte als dieser imposante und abweisende Protzbau da. Weiterlesen
Monat: Dezember 2016
Das Haiku braucht keine Hütte

In Kyoto gibt es mindestens drei Hütten, in denen sich Matsuo Bashô, der große Meister des Haiku-Gedichtes, aufgehalten haben soll. Bei einer kann man davon ausgehen, dass es so war, die zwei anderen sind lange nach seinem Tod gebaut worden. Als Bashô-an – Erinnerungsstätten, Eremitenklausen. Diese Orte strahlen die Stille einer verlorenen Zeit aus und verkörpern die bezaubernde und eigenartige Schönheit des alten Japans.
Es gibt zahlreiche solcher Stätten in Japan. Nicht nur in Kyoto. In alter Zeit wurde Bashô wie ein Gott verehrt. „Wir Japaner tragen Bashô in unserem Herzen“, sagte in Yamadera eine Frau zu mir. Weiterlesen
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